Ethik

Was ist Ethik?

„Dies ist deine letzte Chance, danach gibt es kein Zurück! Schluckst du die blaue Kapsel, ist alles aus. Du wachst in deinem Bett auf und glaubst an das, was du glauben willst. Schluckst du die rote Kapsel, bleibst du im Wunderland und ich führe dich in die tiefsten Tiefen des Kaninchenbaus!“

Wer mit der „roten Kapsel“ in die „Sphären“ weiterer philosophischer Filme und philosophischer Grundfragen,  jenseits des Sciencefiction – Abenteuers „Matrix“, eintauchen möchte, ist einer derjenigen, der das Fach  „Ethik“ als Ersatzfach für evangelische oder katholische Religion wählt.

Es umfasst dabei inhaltlich und methodisch viel mehr als bloßes „Filmeschauen“. Sieht man sich die Einheitlichen Prüfungsanforderungen im Hinblick auf die Abiturprüfung für das Fach Ethik genauer an, ist dort zu lesen:

„Ethische Bildung betrifft alle Schichten der Person, umfasst also nicht nur kognitive, sondern auch affektive, kommunikativ-interaktive und kreative Fähigkeiten.“

Es sollen also allgemein soziale Kompetenzen erworben werden, die sich innerhalb und außerhalb des Unterrichts zeigen und auch bewähren müssen.

Dabei gilt es innerhalb des kognitiven Bereichs, folgende Schwerpunkte zu setzen:

  • Freiheit und Abhängigkeit:

„Dabei werden die Begriffe ‚Freiheit‘ bzw. ‚Willensfreiheit‘ in der Auseinandersetzung mit philosophischen, psychologischen und biologischen Interpretationen behandelt, es werden verhaltens- und handlungsbestimmende Faktoren bewusst gemacht, so dass auch die Reichweite wissenschaftlicher Erkenntnisse und Bedingungen der Moralfähigkeit kritisch reflektiert wird.“

  • Pluralismus:

„Pluralismus weltanschaulicher und ethisch-moralischer Orientierungen ist ein Kennzeichen offener Gesellschaften. Pluralismus ist dabei nicht gleichbedeutend mit Beliebigkeit, sondern Ausdruck des jeweils reziproken  Respekts  vor  der  weltanschaulichen  Orientierung  anderer.  Pluralismus  wird  damit  als  gegenseitige Toleranz,  als  ein  Wert  innerhalb  der  freiheitlich-demokratischen  Grundordnung  Thema  des  Ethikunterrichts.“

  • Ethik und Menschenbild

„Philosophische, wissenschaftliche sowie religiöse Vorstellungen vom Menschen werden auf ihre impliziten Wertvorstellungen und auf die Berechtigung der daraus abgeleiteten Normen hin untersucht. “

  • Recht und Gerechtigkeit

„Die  systematische  Analyse  des  Begriffs  Gerechtigkeit  und  Einblicke  in  die  Aufgabe  des  Rechts  im  demokratischen Staat sind weitere Schwerpunkte des Ethikunterrichts. Dabei wird das Abhängigkeits- und Spannungsverhältnis von Recht und Gerechtigkeit sowie von Recht und Moral untersucht.“

 

  • Religion und Weltanschauung

„Die Beschäftigung mit Erscheinungsformen, Herkunft und Funktion von Religionen und Weltanschauungen sowie die Thematisierung des Phänomens der Religiosität führt zu existentiellen Fragen des Menschenseins. Dazu  gehören  z.B.  die  Frage  nach  dem  Sinn  des  eigenen  Lebens  sowie  die  nach  der  Möglichkeit  eines  überindividuellen Sinnes.“

  • Wahrheit und Erkenntnis

„Der  Herausbildung  der  Urteilskompetenz  kommt  im  Ethikunterricht  eine  zentrale  Bedeutung  zu.  Es  muss  darum  auch  Ziel  des  Ethik-Unterrichts  sein,  den  Lernenden  Voraussetzungen  ihres  Urteilens  bewusst  zu  machen  und  ihnen  Kriterien  an  die  Hand  zu  geben,  ihre  eigenen  und  ihnen  begegnende  Wahrheits-  und  Wirklichkeitsvorstellungen  zu  prüfen,  um  so  zu  einer  differenzierten  ethischen  Urteilsbildung  beizutragen.  […]  Hier  sind  auch  Aspekte  der  Erkenntnistheorie,  der  Sprachphilosophie  und  der  Logik gefragt. Dabei wird auch das Bewusstsein für die ethische Bedeutung der Begrenztheit unseres Wissens herausgestellt.“

  • Glück

„Die Schüler reflektieren die Notwendigkeit einer verantwortlichen Sinnorientierung  und  Lebensgestaltung. […] In Auseinandersetzung mit philosophischen Ansätzen und Aussagen der empirischen Forschung lernen sie, dass Selbstverwirklichung nicht durch egoistisches Eigeninteresse, sondern nur in der menschlichen Solidarität  und  Gemeinschaft  möglich  ist,  und  erkennen,  dass  gelingender  Kommunikation  dabei  eine  zentrale  Rolle  zukommt.  Darüber  hinaus  überprüfen  die  Schüler  philosophische  Positionen  auf  ihre  Tragfähigkeit  für persönliche Lebensentscheidungen.“

  • Moralphilosophie

„Für  die  qualifizierte  Erörterung  ethischer  Fragen  ist  die  Kenntnis  klassischer  und  moderner  Konzeptionen  normativer Ethik sowie ihrer metaethischen Voraussetzungen unerlässlich.“

  • Angewandte Ethik

„Als  Folge  der  z.  T.  sprunghaften  Entwicklungen  in  den  Wissenschaften,  der  Technik  sowie  der  Ökonomie  in  der  Gegenwart  erwachsen  neue  ethische  Fragestellungen.  Diese  überschreiten  häufig  den  personalen  Bereich  und  verlangen  eine  globale  Perspektive.  Damit  rückt  Verantwortung  ins  Zentrum  der  aktuellen  ethischen Diskussion. Da unsere Erkenntnis eingeschränkt ist und unsere Vorhersagen vorläufig sind, stellt sich  das  Problem  der  Verantwortung  von  Entscheidungen  unter  Unsicherheit.  Neben  der  Frage  nach  der  Mitverantwortung  des  Einzelnen  gewinnt  die  Frage  nach  der  Verantwortung  des  Staates,  der  Gesellschaft  und internationaler Institutionen zunehmend Bedeutung.“

Quelle:

https://www.kmk.org/fileadmin/veroeffentlichungen_beschluesse/1989/1989_12_01-EPA-Ethik.pdf (Zugriff am 01.03.2018)