28.10.2021, 19.30: Der Vorhang öffnet sich zur Premiere von F. Dürrenmatts Theaterstück „Die Physiker“, inszeniert und gespielt von der Theater-AG des NPG. Bequem lehnt sich jeder Zuschauer in der gemäß Corona-Regeln besetzten, aber gut gefüllten Aula zurück, denn das Stück kennt man ja. Etliche Besucher haben es in der Schule gelesen und wissen, was sie erwartet. Doch nach nicht einmal 5 Minuten ist jede Behaglichkeit vorbei und das Altvertraute neu interpretiert. Es treten immer noch die Charaktere auf, die wir aus Dürrenmatts Drama kennen: Herbert Georg Beutler, Ernst Heinrich Ernesti, Johann Wilhelm Möbius und Mathilde von Zahnd, und sie sprechen die Worte, die der Autor ihnen in den Mund legte: „ Es gibt Risiken, die man nie eingehen darf: Der Untergang der Menschheit ist ein solches.“ (Möbius) oder „Möchten Sie mich verhaften, weil ich die Krankenschwester erdrosselt oder die Atombombe erfunden habe?“ (Beutler/Newton/Einstein). Doch schon in den ersten Minuten werde ich, wie jeder andere Zuschauer, von den Videoinstallationen, den Spiegelungen und der Musik gefangen. Neben den sich ständig in Bewegung befindenden Styroporkästen gestalten diese Effekte die Atmosphäre noch beklemmender, verwirrender und irrer, als Dürrenmatt sie vorgesehen hat. Der Theater-AG ist es gelungen, dem Drama eine Modernität zu verleihen, mit der jeder in dem überwiegend aus Jugendlichen und jungen Erwachsenen bestehenden Publikum „konnekten“ kann. Das Dreigestirn, Tobias Scholl, Lionel Sommer und Felix Mayer amüsieren, erschrecken und verstören den Zuschauer als Verrückte, Spione, Weltverbesserer und gescheiterte Existenzen, um letztendlich von der wahrhaft verrückten Mathilde von Zahnd (I want it all and I want it now) hinters Licht geführt zu werden, denn wie Dürrenmatt schon sagte, „kommt uns nur noch die Komödie bei“.