Am vergangenen Mittwoch in der dritten Stunde war die gesamte Schülerschaft des Nordpfalzgymnasiums in der Aula zugegen, als zwei Spenden von jeweils 3500 € überreicht wurden. Es handelte sich um den größten Teil der Summe, die beim Adventsbasar am 1. Dezember letzten Jahres eingenommen wurde. Freuen konnten sich darüber die „Donnersberger Initiative für Menschen in Not e. V.“ sowie der „Förderverein für Tumor- und Leukämiekranke Kinder Mainz e. V.“.

Zum Auftakt und am Ende der Veranstaltung präsentierte der Unterstufenchor unter Leitung von Rudolf Gilch zwei schwungvolle Lieder, begleitet von Bongo und Cello. Schulleiter Thilo Franke verband seine Begrüßung mit einer herzlichen Danksagung an alle, die den Erfolg des Adventsbasares ermöglicht hatten, an Eltern, Lehrer und vor allem an die Schülerinnen und Schüler. Danach überreichten der Schülersprecher Eren Cya Celepli und sein Stellvertreter Marcel Schneider die großformatigen Spendenschecks an Dr. Jamill Sabbagh von der Donnersberger Initiative sowie an Kai Leimig vom Vorstand des Mainzer Fördervereins.

Sabbagh skizzierte zunächst kurz die Ziele seines 2004 gegründeten Vereins: „Wer unverschuldet in Not gerät, braucht oft eine Soforthilfe. Wer durch ein persönliches Schicksal oder eine Naturkatastrophe existenzielle Probleme bekommt, findet ein offenes Ohr und eine offene Tür bei uns, unabhängig von Nationaltität oder Religion.“  Die heutige Spende wird eingesetzt werden für ein Schulprojekt auf Haiti. Haiti teilt sich die Insel Hispaniola in der Karibik mit der Dominikanischen Republik; sie nimmt den Westteil ein. Kaum ein Land auf der Erde hat so viele schwerwiegende Probleme wie Haiti:  Die innenpolitische Situation ist gekennzeichnet durch das Fehlen einer rechtsstaatlichen Ordnung und einer Infrastruktur, wie beispielsweise ordentliche Verkehrswege, außerdem sind Korruption, Wahlbetrug, Kriminalität, Drogenhandel sowie Ausbrüche von gewalttätigen Konflikten an der Tagesordnung. Die bisherigen Präsidenten haben sich zumeist selbst bereichert und ihrem jeweiligen Nachfolger ein Land im Chaos hinterlassen. Dazu kommen schwerste  Naturkatastrophen wie 2010 das stärkste Erdbeben in der Nord- und Südamerikanischen Geschichte mit rund 220.000 Toten und einer anschließenden Cholera-Epidemie mit etwa 20.000 Toten. 2016 wütete ein Wirbelsturm, der zwar „nur“ rund 1000 Opfer forderte, aber den größten Teil der Ernte sowie sehr viele Häuser zerstörte. Etwa 80% der Bevölkerung müssen von weniger als zwei US-Dollar am Tag leben. Das ist der Grund, weshalb die meisten das Schulgeld für ihre Kinder – 35 US-Dollar – nicht aufbringen können. Dies bedeutet, dass für rund 500.000 Kinder kein Schulbesuch möglich ist, was wiederum eine Analphabetenquote von rund 55% zur Folge hat. Mehr als die Hälfte der Haitianer sind unterernährt; da Grundnahrungsmittel unerschwinglich sind, essen sie häufig sogenannte „Dreckkekse“, die aus Lehm (!), Fett, Salz und Wasser hergestellt werden. Zusammenfassend muss man sagen, dass Haiti das ärmste Land der westlichen Hemisphäre ist.

In Kooperation mit der „Haiti-Kinderhilfe e. V.“ mit Sitz in Rockenhausen – die erste Vorsitzende Roswitha Weiß aus Marienthal ist häufig in Haiti vor Ort – soll die NPG-Spende für ein Schulprojekt am Stadtrand von Hinche im Inneren der Insel in einer von der Regierung bisher völlig vernachlässigten Region verwendet werden. Auf dem Gelände befinden sich (von älteren Projekten her) bereits ein Kindergarten und ein Brunnen; nun soll eine solide erdbebensicher gebaute Schule dazu kommen. Die Menschen, die dort leben werden erfahrungsgemäß mit anpacken; obwohl sie bettelarm sind, zeigen sie viel Kreativität und Energie, um ihre miserable Lage zu verbessern. Das Projekt mit dem schönen Namen „Mut für die Zukunft“ soll auch sicherstellen, dass die Kinder eine warme Mahlzeit pro Tag bekommen. Sabbagh legte großen Wert darauf, dass von der Spende kein Cent für irgendwelche Verwaltungskosten verloren geht, sondern dass die gesamte Summe dem Projekt zu Gute kommt.

Kai Leimig, der Vorstand des Mainzer Fördervereins für Tumor- und Leukämiekranke Kinder, zeigte sich begeistert von der großzügigen Spende und attestierte der Schülerschaft: „Ihr habt eine super Arbeit geleistet!“  Dass Kinder, die schwer an Krebs erkranken – jährlich etwa 1800 – einen radikalen Umbruch in ihrem bisherigen Leben erfahren, liegt auf der Hand. Trennung von der Familie, Schmerzen, Ängste, Ungewissheit sowie aufwändige und teilweise schmerzhafte Behandlungen sind die Begleiterscheinungen, die natürlich auch die Eltern und Geschwister belasten. Der 1984 von Eltern, Pflegekräften und Ärzten gegründete Verein möchte durch psychologische und psychosoziale Betreuung allen Betroffenen helfen, während des langen Klinikaufenthalts eine gewisse seelische Stabilität  herbeizuführen. In einem kurzen Film wurde dies thematisiert; im Zentrum stand dabei das sogenannte „Elternhaus“, ein Gebäude in der Nähe der Uniklinik Mainz, das Rückzugs- und Austauschmöglichkeiten bietet, also ein „Heim auf Zeit“ für alle Betroffenen darstellt. Der Verein leistet auch Trauerbegleitung, wenn Kinder verstorben sind und kümmert sich um Nachsorge bei geheilten Patienten.

In Zusammenarbeit mit der „Stiftung Krebskranke Kinder Mainz“ soll das Geld vom NPG für die Neugestaltung und Einrichtung eines Spielzimmers verwendet werden;  in dem bisherigen, das von den Kindern sehr gut angenommen wurde, befindet sich mittlerweile ein Büro. Die Stiftung wurde 2010 in Anlehnung an den Förderverein gegründet – Kai Leimig ist hier ebenfalls der Ansprechpartner.

Zum Abschluss wurde die Bedeutung der Veranstaltung von Schulleiter Franke nochmals hervorgehoben, indem er betonte, dass der damit verbundene Unterrichtsausfall absolut gerechtfertigt war und die Spenden an die richtigen Adressen gegangen sind. Franke: „Ich habe den Eindruck, dass hier jeder Cent sehr gut eingesetzt wird.“

Weitere Informationen:

www.donnersbergerinitiative.de
www.haiti-kinderhilfe.org
www.krebskrankekinder-mainz.de

Dieter Kaffenberger