Russland

Xopomó: Unser Austausch mit Russland

Nach langen (Pausen-) Planungen, sehnsüchtiger Vorfreude und einer fünfstündigen, leider etwas turbulenten, Flugreise, war es Ende September 2017 schließlich so weit: zusammen mit unseren vierzehn gutgelaunten Schülerinnen und Schülern erreichten wir das Gymnasium Nr.2 in Tschernjachowsk (ehem. Insterburg).

Bereits jetzt wurde die beispiellose Gastfreundschaft unserer russischen Partnerstadt deutlich: die Schulleitung Anna Dmitrijewna Jasutschenija, das Kollegium sowie (fast) die komplette Schülerschaft feierten unsere Ankunft unter tosendem Applaus, halfen mit unserem Gepäck, begrüßten uns mit Küsschen und Umarmungen sowie mit Brot und Salz. Dieser Brauch symbolisiert die langjährige Freundschaft der beiden Städte Kirchheimbolanden und Tschernjachowsk. Im Anschluss lernten unsere Schülerinnen und Schüler ihre Gastfamilien kennen, um sich abends wieder in der Schule einzufinden. Die Gastgeber gaben ein beeindruckendes Konzert mit traditionellen russischen Liedern und Tänzen. Geplättet von der langen Reise und den vielen neuen Eindrücken, endete unser erster Tag in Russland recht früh.

Das Wochenende begann mit einem ausführlichen Frühstück(sbuffet): egal, ob Kascha, allerlei Eingelegtes, saure Milchprodukte, Eier, Würstchen, Bratkartoffeln, Piroggen oder Blinis – das russische Essen wird traditionell mit Chai serviert. Derart gestärkt, starteten wir unseren Tagesausflug nach Kaliningrad (ehem. Königsberg).

Hier besuchten wir zunächst das Museum des Weltozeans, das an Bord des früheren Forschungsschiffes «Witjas» am Pregelufer eingerichtet wurde. Die Ausstellung im Inneren zeigt die neuesten Technologien der Meeresforschung sowie Fauna und Flora der Weltmeere. Spannend war auch der Besuch des benachbarten Unterseeboots, das eine Ausstellung über die russische U-Boot-Flotte beherbergt.

Im Anschluss besichtigten wir den Königsberger Dom sowie das Grab Immanuel Kants und staunten nicht schlecht, wie viel die Schülerinnen und Schüler über den Philosophen der Aufklärung zu berichten wussten.

Auf unserem Weg ins Zentrum legten wir einen kurzen Zwischenstopp im Fischerdorf ein, um unseren Aufenthalt in Kaliningrad mit Hilfe von Selfies festzuhalten.

Zu guter Letzt besichtigten wir das Stadtzentrum, welches sich am Siegesplatz befindet. Hier kreuzen sich Theater, Nordbahnhof, Stadtverwaltung, viele Geschäfte und die russisch-orthodoxe Christ-Erlöser-Kathedrale, deren Architektur an die gleichnamige Kathedrale in Moskau erinnert. Das Abendessen in manchen Gastfamilien rundete diesen ereignisreichen Tag perfekt ab: Königsberger Klopse!

Sonntags fuhren wir nach Jantarnij. Dort hatten die Schülerinnen und Schüler nicht nur die Möglichkeit, den Abbau von Bernstein zu sehen, Kraft in einer Bernstein-Pyramide zu tanken und Souvenirs zu kaufen – sie konnten die blaue Erde auch selbst nach Bernstein durchsuchen!

Nachdem das Taschengeld aufgebessert war, fuhren wir weiter nach Svetlogorsk. In diesem wunderschönen, wenn auch sehr touristischen, Badeort an der Ostseeküste genossen wir zunächst gemeinsam das sonnige Wetter. Anschließend hatten die Schülerinnen und Schüler Zeit, den Kurort auf eigene Faust zu erkunden und z. B. die neu gebaute Promenade, das frisch eingeweihte Theater oder die genaueste Sonnenuhr der Welt zu bestaunen. Gut erholt traten wir abends die Heimreise an.

Mit der neuen Woche erfuhren wir mehr über die langjährige Freundschaft unserer Schulen, bestaunten die Exponate der Kunstschule und lauschten einem Konzert der Musikschule. Mittags besuchten wir das Gestüt «Georgenburg» in Majowka. Unsere Schülerinnen und Schüler durften die preisgekrönten Pferde nicht nur streicheln und füttern, sondern auch reiten!

Nach dieser aufregenden Erfahrung, entspannten wir beim gemeinsamen Mittagessen im Café «Vintage», an dessen Eingangsflur sich uns ein bekanntes Bild bot: ein Panorama der Stadt Kirchheimbolanden! Kaum hatten wir die kulinarischen Köstlichkeiten (Borschtsch & Co.) verspeist, betonten die russischen Gastgeber noch einmal die Bedeutung unserer Freundschaft, indem sie u.a. Gedichte von Alexander Puschkin vortrugen oder selbst komponierte Lieder sangen. Als krönenden Abschluss dieser Ehrerbietung trafen wir nachmittags sogar den Bürgermeister Tschernjachowsks, Sergej Bulychev! Danach erkundeten die Schülerinnen und Schüler die Stadt auf eigene Faust.

Am letzten Tag gewannen unsere Schülerinnen und Schüler Einblick in den Schulalltag ihrer russischen Austauschpartner. Wir besuchten den Sport-, Mathe- und Geschichtsunterricht unterschiedlicher Jahrgangsstufen. Im Anschluss arbeiteten alle Schülerinnen und Schüler an dem Projekt «Umweltschutz/ Schutz der Ostsee», welches sie am Abend vorstellten. Nach der Besichtigung der Burg «Insterburg», fand unser Austausch seinen perfekten Abschluss mit einem leckeren Essen, welches die Gastfamilien eigens für uns vorbereitet hatten. Und so blieb bei der Verabschiedung am nächsten Morgen kein Auge trocken.

Das Feedback unserer Schülerinnen und Schüler bzgl. des Russland-Austauschs ist durchweg positiv. Die Stadt Tschernjachowsk bietet nicht nur kulturelle und kulinarische Highlights. Es sind v.a. die Menschen, die unseren Austausch zu einem unvergesslichen Erlebnis gemacht haben. Selten haben wir so viel Offenheit, Wärme und Herzlichkeit gespürt. Wir freuen uns schon jetzt auf unsere nächste Reise im September 2019.

Ursula Schultz, Kathrin Mann